Zusammenfassung Die Konstruktion sozialer Probleme folgt rekonstruierbaren sozialen Mustern und verläuft in der Regel wert- und interessengeleitet. Dies gilt auch für den Diskurs um einen Bewegungsmangel von Kindern und Jugendlichen nebst den erwarteten gesundheitlichen Folgen. Der Frage, welche Deutungen die öffentliche Diskussion dieses Problems dominieren und welche Akteure maßgeblich zu dieser Etablierung beigetragen haben, wird ebenso Aufmerksamkeit geschenkt wie der Frage nach der im Zuge steigender Drittmittelbedeutung zunehmend interessengetriebenen Position des Wissenschaftlers. Zudem zeigt sich dabei auch eine besondere Funktion von (...) Krisen- und Defizitannahmen im Rahmen pädagogischer Argumentationen. (shrink)

Tradition und Traditionsbruch gehören zu den entscheidenden Herausforderungen in einer beschleunigt zusammenwachsenden Welt. Sollen beide Seiten nicht in einem unfriedlichen Antagonismus verharren, so ist Prämissentransparenz und Grenzbestimmung der je eigenen und fremden Argumente gefragt. In der Auseinandersetzung mit klassischen Quellen der europäischen und außereuropäischen Philosophiegeschichte soll der vorliegende Band zeigen, daß Selbstkritik und Selbstaffirmation in allen Weltphilosophien nur mehr zwei entgegengesetzte Reaktionen auf eine von innen oder von außen gefährdete Identität zum Ausdruck bringen. Skepsis und Dogmatik betreffen darum nicht allein (...) den Kern der abendländischen Annäherungen, sondern sie treffen den Nerv aller Weltphilosophien gleichermaßen. Skeptisch-kritische Positionen prägen ebenso die buddhistische, taoistische und islamische Philosophie; spekulativ-systematische Ansätze finden ihren Niederschlag in der islamischen, der hinduistischen wie auch der europäischen Philosophie; rationalistische und analytische Strömungen lassen sich in allen genannten philosophischen Traditionen ausfindig machen. Leitend ist darum die gemeinsame Frage: Wie ist Identitätskonstruktion in Traditionen möglich, ohne dogmatisch zu werden, und wie können Relativität und Skepsis ihre produktive Funktion entfalten, ohne auf die Universalität der Werte (wie etwa der Menschenrechte) verzichten zu müssen? (shrink)

Zusammenfassung Der Einfluss von sozialer Ungleichheit auf Sportverhalten und motorische Leistung wird in der Literatur kontrovers diskutiert und dargestellt. Gerade die Effekte bei Kindern und Jugendlichen, deren Sozialstatus von den Eltern abgeleitet ist, werden in diesem Kontext nur unzureichend thematisiert. Anhand einer Stichprobe von Schülern im Saarland soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit das Geschlecht sowie der von den Eltern abgeleitete Sozialstatus sowohl Sportverhalten als auch motorische Leistungen determinieren. Von 1286 Schülern wurden die Eltern zum Sozialstatus sowie zu Aspekten des (...) Sportverhaltens der Kinder gefragt. 887 dieser Schüler wurden mit dem DMT 6-18 motorisch getestet. Vor allem das Sportengagement in Sportvereinen sowie die Beteiligung an Wettkämpfen hängen deutlich vom Geschlecht ab, während allgemein das Sportengagement geschlechtsunspezifisch ist. Sowohl Sportengagement als auch motorische Leistungen werden vom Sozialstatus der Eltern determiniert. (shrink)

The external appearance of a person is an important predictor for his or her social success. This finding has been verified by numerous mostly social psychological oriented empirical studies on physical attractiveness for many phases and areas of life. At the same time, sociological research on social inequality has hardly paid any attention to the social relevance of physical attractiveness. In order to begin to dose this gap, the article provides insight into attractiveness research results and highlights the importance of (...) further research into the impact of attractiveness on causing social inequality. We will first give an overview of the areas of life in which the efficacy of physical attractiveness has already been demonstrated. Then we will discuss the mechanisms through which the external appearance of a person develops its effect, until finally, we will explain how physical attractiveness can be measured. (shrink)

Der Band versammelt Beiträge renommierter Vertreter unterschiedlicher Disziplinen zu der Frage, ob wir tatsächlich einen Zugang zur Wirklichkeit haben oder lediglich von unseren eigenen Konstruktionen der Wirklichkeit umgeben sind. In der Debatte kommt der Sprache eine zentrale Rolle zu. Konstruktivistische Positionen gehen davon aus, dass unsere Wörter und Sätze nie die Dinge an sich bezeichnen, sondern dies immer aus einer bestimmten Perspektive tun. Einer ‚Wirklichkeit an sich‘ nachzujagen, ist zwecklos, als wichtig gilt das Aufzeigen der Perspektiven. Nicht selten geschieht das (...) in aufklärerischer Absicht, wenn etwa Formulierungen wie die von der „Größe eines Volkes“, der „historischen Bestimmung einer Nation“ oder der „Natur des Geschlechts“ kritisch hinterfragt werden. Diesen Versuchen, die Wirklichkeit als interessengeleitet konstruierte auszuweisen, wird mit dem Argument begegnet, der Akt der Aufklärung diene letztlich nur dazu, die jeweils eigene Position als die ‚eigentlich richtige‘ durchzusetzen. Außerdem widerspreche die Annahme eines umfassenden Konstruiertseins unserer Wirklichkeitsbilder jeder Alltagserfahrung von der Präsenz und Widerständigkeit der Welt. An diesem Punkt der Kontroverse setzt der vorliegende Band an. Andreas Gardt : Wort und Welt. Konstruktivismus und Realismus in der Sprachtheorie Markus Gabriel : Der Neue Realismus zwischen Konstruktion und Wirklichkeit John R. Searle : The Philosophy of Perception and the Bad Argument Bernhard Pörksen : Der Blick des Kritikers. Die Debatte über den Konstruktivismus in der deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft – ein Beispiel für die Auseinandersetzung zwischen realistischen und relativistischen Wissenschaftlern Siegfried J. Schmidt : Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Heinz Bude : Realitäten in der Wirklichkeit Paul Kirchhof : Rechtssprache zwischen Ideal und Wirklichkeit Paul-Gerhard Klumbies : Gott – bewusst gemacht oder bewusstgemacht? Eine theologische Rückmeldung zu Konstruktivismus und Neuem Realismus Wolf-Andreas Liebert : Können wir mit Engeln sprechen? Über die eigenartige Wirklichkeit der Verständigung im Religiösen Gerhard Roth : Wahrnehmung und Erkenntnis: Grundzüge einer neurobiologisch fundierten Erkenntnistheorie Thomas Fuchs : Die gemeinsame Wahrnehmung der Wirklichkeit. Skizze eines enaktiven Realismus Alexander Ziem/Björn Fritsche : Von der Sprache zur Wirklichkeit: Die konstruktivistische Perspektive der Kognitiven Linguistik Max Düsterhöft/Robert Jacob/Marco Lehmann-Waffenschmidt : Konstruiert oder real? Die konstruierte Alltagswirklichkeit des Geldes Ludwig Jäger : „Outthereness". Über das Problem des Wirklichkeitsbezugs von Zeichen Matthias Attig : Begriffsrealismus als sprachwissenschaftliches Problem. Überlegungen zur kategorialen Eigenart von Termini Josef Klein : ‚Betrachten der Wirklichkeit‘ und politisches Framing. Am Beispiel der CDU-Wahlkampagne 2013 Ekkehard Felder : Wahrheit und Wissen zwischen Wirklichkeit und Konstruktion: Freiheiten und Zwänge beim sprachlichen Handeln. (shrink)

Purpose Cybersecurity in healthcare has become an urgent matter in recent years due to various malicious attacks on hospitals and other parts of the healthcare infrastructure. The purpose of this paper is to provide an outline of how core values of the health systems, such as the principles of biomedical ethics, are in a supportive or conflicting relation to cybersecurity. Design/methodology/approach This paper claims that it is possible to map the desiderata relevant to cybersecurity onto the four principles of medical (...) ethics, i.e. beneficence, non-maleficence, autonomy and justice, and explore value conflicts in that way. Findings With respect to the question of how these principles should be balanced, there are reasons to think that the priority of autonomy relative to beneficence and non-maleficence in contemporary medical ethics could be extended to value conflicts in health-related cybersecurity. Research limitations/implications However, the tension between autonomy and justice, which relates to the desideratum of usability of information and communication technology systems, cannot be ignored even if one assumes that respect for autonomy should take priority over other moral concerns. Originality/value In terms of value conflicts, most discussions in healthcare deal with the conflict of balancing efficiency and privacy given the sensible nature of health information. In this paper, the authors provide a broader and more detailed outline. (shrink)

Kleine Schriften, written by the eminent German scholar of Islamic Studies Josef van Ess, is a unique collection of Van Ess' widely scattered short writings, journal articles, encyclopaedia entries, (autobiographical) essays, reviews and lectures, in (mainly) German, English and French, some of which are published here for the first time. It includes a full bibliography of the author's work, in addition to two indexes of classical authors and works, which aim to make accessible the remarkable riches that these Kleine (...) Schriften have to offer. The three-volume collection, carefully selected by the author himself, offers over 150 texts organized primarily along Van Ess' own biography and the history of the discipline. It is divided into twelve parts, beginning with Tübingen where his career began in 1968, and ending with Retrospects and Postscripts for the future, with the thematic complexes Islam and its first options and Muʿtazila as centre pieces. All parts are introduced by brief accounts of the historical context in which each of the assembled texts was written and which course subsequent scholarship may have taken. (shrink)

This volume offers the first English language collection of academic essays on the post-Holocaust thought of Jean Améry, a Jewish-Austrian-Belgian essayist, journalist and literary author. Comprehensive in scope and multi-disciplinary in orientation, contributors explore central aspects of Améry's philosophical and ethical position, including dignity, responsibility, resentment, and forgiveness.

This essay develops Slavoj Žižek’s critique of Quentin Meillassoux’s speculative materialism. The first part consists of a discussion of Meillassoux’s ‘principle of factiality’ (which states that only contingency is necessary) and Ray Brassier’s problematization of this principle’s self-referentiality. The second part takes up Žižek’s critique of Meillassoux, which solves the problem of self-reference by dialecticizing the principle of factiality, ending up with the thesis of the contingency of necessity. The third part is an elaboration of Žižek’s critique in which the (...) main lacuna in Meillassoux’s philosophy, i.e. the lack of any account of the genesis of subjectivity, is seen to lead to a disavowal of ‘constitutive mythology’ as theorized by Markus Gabriel. It is argued that Meillassoux’s notion of ‘hyper-Chaos’ is in fact the core of his mythology, which becomes especially clear when contrasted with an alternative mythology, namely Henri Bergson’s vision of ‘creative evolution’. Finally, it is shown how Žižek’s critique of Meillassoux gravitates toward this mythology of creative evolution as his Lacanian version of dialectical materialism is reformulated in the light of the speculative realist problematic. (shrink)

The wide range of interpretations of aoristic and imperfective aspect in Ancient Greek cannot be attributed to unambiguous aspectual operators but suggest an analysis in terms of coercion in the spirit of de Swart (Nat Lang Linguist Theory 16:347–385, 1998). But since such an analysis cannot explain the Ancient Greek data, we combine Klein’s (Time in language, 1994) theory of tense and aspect with Egg’s (Flexible semantics for reinterpretation phenomena, 2005) aspectual coercion approach. Following Klein. (grammatical) aspect relates (...) the runtime of an eventuality and the current time of reference (topic time). We claim that these relations can trigger aspectual selection restrictions (and subsequent aspectual coercions) just like e.g. aspectually relevant temporal adverbials, and are furthermore susceptible to the Duration Principle of Egg (Flexible semantics for reinterpretation phenomena, 2005): Properties of eventualities must be compatible with respect to the duration they specify for an eventuality. The Duration Principle guides the selection between different feasible coercion operators in cases of aspectual coercion but can also trigger coercions of its own. We analyse the interpretations of aorist and imperfective as cases of coercion that avoid impending violations of aspectual selection restrictions or of the Duration Principle, which covers cases that are problematic for de Swart’s (Nat Lang Linguist Theory 16:347–385, 1998) analysis. (shrink)

Die von mir präsentierte kleine Skizze betrifft das erste mystische Drama von Juliusz Słowacki, Priester Markus. Das ist, wie bekannt, ein kompliziertes, nicht leicht sich der Kritik unterziehendes Werk, das die Berücksichtigung von vielen semantischen Ebenen erfordert. In der hiermit vorgelegten Arbeit beschäftige ich mich mit der in das Drama eingeschriebenen messianischen Konzeption, mit dem Problem also, das von Schlüsselbedeutung für ein eigentliches Ablesen und Verstehen dieses „vielstimmigen“ Werkes zu sein scheint. Ich versuche also eine Frage zu beantworten, was (...) für einen Sinn die Geschichte im Lichte von Priester Markus hat, was für eine Bedeutung die Barer Episode in diesem Kontext hat. Viel Achtung wende ich auch dem Haupthelden der Barer Ereignisse (dieser aus dem Drama und dieser wahrhaften), dem Karmeliter Markus, dem Propheten und Märtyrer, dem einem Volke gegebenen Gottesmann zu. (shrink)

This chapter notes the complex and unsatisfying efforts to distinguish between punishment and regulation, and reframes the discussion of punishment and regulation by labeling the former law and the latter police. Doing so relocates this classification in a particular historical genealogy. Reconceptualizing the terms of the discussion suggests that while law operates on the individual, the object of police regulation tends to be collective. One of the distinctions frequently invoked as crucial to the difference between punishment and regulation is the (...) difference between private and public. However, the notion of private law and public regulation relies on an overly simplistic model and history of law. Comparing punishment and regulation is like comparing apples and oranges, because they are two fundamentally different things. Regulation is an empty label unless it is combined with a mode of governance. That mode of governance, which parallels and complements law, is the concept of police. Police and law are contemporary manifestations of the ancient Greek distinction between household governance and public governance. (shrink)

Zusammenfassung Körperliche Bewegung beschreibt einen elementaren Zugang des Menschen zur Welt - und die­ser war und ist kulturell und sozial different. Geschlechter- oder Jugendkulturen, altersspezifische, ethnische oder klassenspezifische Kulturen beispielsweise sind zugleich Produzenten und Effekte unterschiedlicher Bewegungspraktiken und Bewegungsordnungen. Unterschiedliche Lebensstilmu­ster korrespondieren mit entsprechenden Bewegungsmustern. In globalisierten und medialisierten Gesellschaften haben sich Bewegungspraktiken, kulturelle Tanzformen und kulturspezifische Sportarten weltweit verbreitet. Gemeinhin wird die Globalisierung von Bewegungspraktiken entweder als eine weltweite Homogenisierung oder als eine lokale Differenzierung gedeutet. Wie sich aber dieser (...) Prozess vollzieht und wie die Praktiken des kul­turellen Übersetzens von Bewegung beschreibbar sind, bleibt dabei häufig ausgeblendet. Der Beitrag will der Frage des Wie nachgehen und entwirft anhand des Konzeptes der kultuellen Übersetzung eine praxistheoretische Perspektive auf den globalen Transfer von Bewegungspraktiken. An ausge­wählten Beispielen wird ein praxistheoretischer Zugang auf kulturelle Übersetzungen von Bewegung skizziert. (shrink)

In Section I, I criticize the view, implied by the concept of rational economic man, that feelings are inherently opposed to rationality. I attempt to show that emotions or feelings are essential to the proper functioning of reason, rational objectivity, and practical rationality or rational decision making. In addition, I argue that emotions can help to resolve certain ethical dilemmas. In Section II, I consider business writers who criticize business for overemphasizing the head at the expense of feelings or the (...) heart. In Section III, I discuss the connection between material self-interest (as manifested in trade) – a concept of rational economic man – and business virtues. (shrink)

In his Time and Narrative, Ricœur introduces the term of “third time” to designate the middle ground between human and natural time. This time is synonymous with historical time, which is the main source of historical discourse. The third time consists of inscribing human time onto the time of nature. While historiography must strictly follow this structure, works of fiction have the freedom to explore and even create imaginative variations of time. Despite the constraints this seems to impose on historical (...) writing, this article shows that even within the tight structure of historical time, a palette of various colors and shades, akin to imaginative variations, can be observed. Historical time possesses depth and speed; it can contract and relax, motivate or prevent action, or gain various dynamics in relation to the ending it offers. (shrink)

In part 1 of the paper, I develop a Platonic business ethic, emphasizing Plato’s Republic. I approach business ethics from a virtue ethics position, and I attempt to show that a Platonic craftsmanship model infuses a corporation with a type of managerial wisdom and justice, molds temperate and courageous corporate characters, and entails a morally fine type of self-interest. I also show that it is basic to two influential management theories.In part 2, I use Amartya Sen’s Development as Freedom to (...) show that the craftsmanship model is central to the concept of development. This concept is important in ethical discussions of both globalization and transnational corporations. Thus, I attempt to globalize Platonic business ethics using a craftsmanship model.In my concluding remarks, I attempt to show that the Plato/Sen position on development can be illustrated by both American and non-American capitalist firms functioning in our globalized world. (shrink)

While the principal ideas of a systems theory for the molecular sciences have been introduced in part I (Reiher, 2003), illustrative examples for the ingredients of this systems chemistry are discussed in greater detail in this work. The potential wealth of systems chemistry is then demonstrated for a recently developed approach for the calculation of hydrogen bond energies in non-decomposable systems.